Neustart für Niki und Simon 22
Heute neue Einheiten 🙂 und da kommen noch sehr viel mehr
131. Niki
»Ich glaube«, meint Felix, »auch, wenn es nett gemeint gewesen ist, solltet ihr euch doch verziehen.«
Blondi verdreht die Augen. »Was mischst du dich da ein?«
»Weil ich weiß, wie scheiße, es ist, wenn einen die Eltern total blamieren. Dass Dominique hier nichts sagt, hat allein damit zu tun, dass ihr das hier gerade über den Kopf wächst.« Er stupst mich an. »So, wie ich sie kenne, würde sie euch in der Luft zerfetzen verbal, weil das kann sie nämlich.«
Ich verdrehe die Augen. Er kennt mich doch gar nicht wirklich. Niemand tut es, ich bin mir nicht mal sicher, ob ich weiß, wer ich bin.
»Große Klappe«, meint eine davon.
Ich springe auf. »Für dich reicht auch ne normale Klappe, als verpiss dich in dein Loch zurück. Ich brauche dein Mitleid nicht, von niemanden.« Als ich vorbeigehe, stoße ich sie an.
»Warte doch«, höre ich Felix.
»Auf was? Eine runde Mitleid? Die arme Niki, sie hat so böse Eltern.« Ich schnaube. »Ja, sie sind scheiße, aber euch kann das doch alle am Arsch vorbeigehen. Ihr geht nach Hause und habt es nicht am Hals. Ich schon! Und das noch ein paar Jahre. Also schenkt euch dieses Gelaber. Es ist mein Leben und ich bin niemandes kleines soziales Projekt.«
»Ich wollte eigentlich nur fragen, ob wir heute Nachmittag ausreiten.«
»Nein, ich reite allein. Es ist besser für mich und die Pferde.«
132. Simon
Mit diesen Worten stapft sie wütend davon. Ich seufze und sehe Felix an. »War das nun nötig? Du weißt doch, wie sie ist«, bemerke ich.
»Ich dachte eigentlich, das hätte sich etwas gelegt, seitdem ihr …«
»Negativ.«
»Willst du ihr nicht nach?«
»Nein. Momentan würde ich das genauso abbekommen. Sie braucht einfach gerade mal eine Pause von allem.«
Felix sieht mich verwirrt an. »Du kennst sie ja doch ganz gut.«
Ich lache. »Nicht einmal annähernd. Glaube mir.«
»Habt ihr eigentlich die Nacht …?«
Nun ziehe ich die Augenbraue hoch. »Was ginge dich das an?«
»Ich mein ja nur …«
»Meinen kannst du viel. Wenn ich dir das erzählen wollen würde, würde ich es tun. Und wehe, hier gehen nun komische Gerüchte um, dann klatscht es und das keinen Beifall. Ich hoffe, wir haben uns verstanden.«
Damit sehe ich in die Runde. Gerade Blondi gucke ich so böse an wie möglich. Sie zuckt auch direkt zurück. Gut, die Botschaft ist angekommen.
133. Niki
Mein Weg führt mich in ein Klo. Mein Gesicht waschen für klarere Gedanken, so zumindest die Hoffnung, aber als ich im Gang dazu einbiege, stehen da weitere Hohlbratzen und darauf habe ich jetzt noch weniger Lust. Als ich mich abwende, steht da Mondgesicht vor mir, kreidebleich, als wenn ich ihn schon mal gefressen hätte. »Was?«
»Nichts, ich muss …«
Augenverdrehend gehe ich beiseite und nehme den Weg zum Informatikraum. Ich lasse mich grade auf meinen Platz nieder, als ich die Stimme meines Vaters höre. Scheiß!
»Ah, da bist du ja.«
Oh ha, da scheint ein Haufen zu brennen, so freundlich wie der gerade spricht. »Warum? Es ist alles gesagt.«
»Nein, definitiv nicht.« Er kommt seufzend zu mir und setzt sich auf den Stuhl neben mir. »Niki, du bist willensstark und garantiert nicht dumm. Fakt ist aber, dass du nicht die Lebenserfahrung hast, wie ich oder deine Mama.«
Ich stöhne auf.
»Niki, wir machen uns Sorgen. Ich gebe zu, ihr drauflos breschen, ist nicht die Lösung gewesen, aber wir sind deine Eltern und wir lieben dich.«
Ich öffne den Mund.
»Du hast recht, wir ziehen zu oft um und dass du bist, wie du bist, liegt zu 75 Prozent daran. Und sicherlich liegt auch ein Großteil daran, dass du ständig dich mit deiner Mama anlegst. Dennoch haben wir nie die Absicht gehabt, dir zu schaden.«
»Und jetzt?«
»Ich kenne deinen Simon nicht, aber wie du mitbekommen hast, sind uns so einige Gerüchte zu Ohren gekommen.«
Jemand räuspert sich, ich blicke zur Tür und erkenne einen Lehrer. »Der Unterricht beginnt gleich, sie sollten es auf später verlegen.«
134. Simon
Miesgelaunt und genervt gehe ich wieder in die Klasse. Ich will nur meine Ruhe und überlege ernsthaft, blau zu machen. Mein Vater wäre nicht begeistert, aber er würde nicht viele Argumente haben, da meine Noten sehr gut waren. Doch was brachte es mir? Dann würde ich da weiter nachdenken. Eigentlich tat ich nichts anderes die letzte Zeit, seitdem ich Dominique kannte.
Ich lasse mich auf meinen Stuhl fallen, ziehe meine Bücher zu mir und versuche, klare Gedanken zu bekommen. Keine Chance.
Als es klingelt, füllt sich die Klasse. Der Stuhl neben mir bewegt sich und der Tisch wackelt. Irritiert öffne ich die Lider. Mir ist nicht aufgefallen, dass ich sie geschlossen hatte.
Neben mir sitzt eine sehr angesäuerte Dominique. »Irgendwas ist im Busch«, knurrt sie zwischen zusammengebissenen Zähnen.
Ich seufze. »Ja, so was habe ich schon befürchtet. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.«
»Frag das die Erwachsenen.«
Besser nicht. Mir reicht mein eigenes Chaos. Ich will nicht noch mehr davon haben.
135. Niki
Nicht nur, dass mein Vater sich heute freigenommen hat, um mit mir zu reden, bin ich auch noch in den falschen Raum gewesen. Wir haben erst nach der nächsten kleinen Pause Informatik. Peinlich, wenn jemand zu dir sagt, das ist mein Platz. Ich hätte es darauf schieben können, dass ich noch nicht lange hier bin, jedoch wäre es eh egal gewesen. Mies gelaunt bin ich dann zu unserem Klassenzimmer. Und wenn ich an heute Nachmittag denke, habe ich vor allem keine Lust auf ein Gespräch mit meinen Eltern, es wird eh wieder darauf hinauflaufen, dass wir streiten.
Kurz kommt mir der Gedanke, diese Beziehung zu beenden, doch es ändert nichts an dem, was ich fühle und wie ich zu meinen Eltern stehe. Mein Blick geht zu Simon, er scheint gerade in seiner eigenen Welt zu sein. Vielleicht ist es doch das Beste für uns beide, dann hat er zumindest weniger Probleme mit mir.
Meine Nase fängt an zu kribbeln und ich merke, wie sehr mir dieser Gedanke weh tut. So wie bei ihm habe ich mich noch nie gefühlt und es macht mir Angst.
Als der Lehrer das Klassenzimmer betritt, stehe ich auf.
»Ich muss noch mal«, lüge ich und gehe, ohne einen Kommentar von ihm abzuwarten. Gerade brauche ich einfach einen freien Kopf und das kann ich hier nicht.
Ein paar Minuten später verlasse ich das Gebäude und laufe Richtung Ställe.
136. Simon
Immer wieder geht mein Blick auf die Uhr. Sie ist lange weg. Zu lang. Fünfzehn Minuten. Hier stimmt was nicht.
Kurzerhand packe ich meine Sachen ein, schnappe mir Dominques Rucksack und meinen, stehe auf und gehe zur Tür. Der Lehrer sieht mich an, wie kalt geduscht. »Entschuldigen Sie, aber mir ist schrecklich übel«, presse ich noch heraus und schon bin ich raus. Ich gehe zu den Toiletten, keine Spur von ihr.
Kurzerhand lade ich die Klamotten bei mir zu Hause ab und fahre einer Eingebung weiter zum Stall. Da sehe ich sie gerade noch mit Faible im Wald verschwinden. Habe ich es mir doch gedacht.
Ich suche Zettel und Stift, schreibe ihr eine Nachricht und lege sie in die Futterkiste. Dort würde sie eh ran müssen und es war meine Kiste. Daher würde nur sie es lesen können.
Anschließend machte ich mich nachdenklich auf den Weg nach Hause. Zu gern wäre ich ihr nach, doch mit dem Bein will ich mich noch nicht auf Samba setzen.
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