Neustart für Niki und Simon 21
Heute neue Einheiten 🙂 und da kommen noch sehr viel mehr
125. Niki
Jetzt bekomme ich auch noch Kopfschmerzen. »SCHEIßE!«, schreie ich aus vollem Hals. »Es ist mir sowas von egal, was ihr beide von ihm haltet oder nicht. Im Gegensatz zu dir, Mutter, versteht er mich und hält zu mir. Und sie, Herr Baumgartner, bekommen nicht mal einen klaren Satz heraus, weil sie so dumm sind, sich einfach in Wut blenden zu lassen. Sagen Sie es doch, Sie hassen ihn, wegen seines Vaters. Apropos Vater.« Mein Blick geht wieder zu meiner Mutter. »Es ist echt erstaunlich, dass ein Fremder mir mehr Respekt entgegenbringt als meine eigene Familie. Selbst die …« Gibt es ein netteres Wort für Hohlbratzen?, geht mir durch den Kopf. »Anderen hier in der Klasse haben mehr Verständnis als du.«
»So jetzt«, dröhnt eine Stimme hinter meiner Mutter, »ist hier Schluss. Astrid, geh in deine Klasse.« Zum Vorschein kommt der Direktor. »Ihre Noten sind gut und wenn sie schlechter werden sollten, kannst du immer noch handeln. Im Gegensatz zu dir glaube ich daran, dass soziale Kontakte, deiner Tochter gut.« Er legt die Hand auf ihre Schulter. »Denn mit einem haben hier alle recht, sie ist genug umgezogen fürs Erste.«
Die Anspannung an ihren Kiefern kann man in den Wangen sehr gut sehen. Ich weiß schon, dass dieses Thema nicht vom Tisch ist. Jetzt werden sie alles versuchen, dass wir hier wegziehen müssen. Tolle scheiße.
126. Simon
Halleluja, wo kommt der Direx denn plötzlich her? Ihre Mutter sieht aus, als hätte man ihr einen Eimer Kuhmist über den Kopf geschüttet. Ich kann sie nicht leiden. Absolut nicht.
Dominique setzt sich mit hochrotem Kopf auf ihren Stuhl neben mir. Ich lege meine Hand auf ihr Bein, drücke vorsichtig zu. Müde sieht sie mich an.
»Wir schaffen das schon irgendwie«, versuche ich sie aufzumuntern.
Sie ergreift meine Hand, verschränkt ihre Finger mit meinen und legt sie demonstrativ auf den Tisch.
»Könnt ihr eure Liebeleien bitte auf die Zeit nach dem Unterricht vertagen?«, fragt Baumgartner genervt.
Von uns beiden kommt wie aus einem Mund »Nein«. Er seufzt, nimmt es jedoch hin. Nachdem Ruhe eingekehrt ist, beginnt er mit seinem Unterricht.
Die Stunde verläuft angenehm und er lässt uns machen. Ich spüre jedoch, dass sie Angst hat. Sie kennt ihre Eltern besser als ich. Wahrscheinlich wird uns noch eine böse Überraschung erwarten. Ob wir wollen oder nicht.
Als die Stunde zu Ende ist, packen wir unsere Sachen zusammen, da wir in einem anderen Raum Unterricht haben. Als wir zur Tür rauskommen, steht mein Vater dort mit verschränkten Armen und einem finsteren Gesicht. Dominique zuckt zusammen und sieht mich fragend an.
»Was machst du denn hier, Papa?«, frage ich.
»Ich will zu eurem Lehrer«, erklärt er. »Macht euch eine schöne Pause.«
Auf dem schnellsten Weg ziehe ich Dominique mit mir.
127. Niki
Ich ziehe meine Kopfhörer heraus und scrolle durch meine Interpreten Liste auf meinem Handy. Ich weiß gerade nicht, wo mir der Kopf steht. Seufzend lasse ich mich an der Mauer hinuntergleiten. Ich hasse solche Tage und ich weiß nicht, wie ich aus diesem Schlamassel heraus komme. Im Augenwinkel bemerke ich Felix, wie er auf uns zu kommt. Noch jemand, den ich erklären muss, was da ist, obwohl ich das im Moment selber nicht einordnen kann. Simon gibt mir Halt, den ich gerade brauche. Jetzt ist die Frage, sind das wirklich Gefühle oder einfach nur das Klammern an etwas, was ich wollte.
Ohne ein Wort setzt er sich zu uns.
Ich stecke meine Kopfhörer in die Ohren und lasse die Musik laufen, ist, glaub ich gerade besser zu schweigen.
128. Simon
Wir schweigen alle drei. Irgendwie sind wir alle nicht in Stimmung für Small Talk. Ich fühle mich so machtlos und am liebsten möchte ich schreien. Ihre Mutter ist wirklich ein gruseliger Fall. Ich habe eine ungefähre Ahnung, was uns bevorsteht in den nächsten Tagen oder Wochen.
Kann es nicht einfach mal leicht sein und keine Probleme aufkommen?
In unserem Klassenzimmer, dass ich von außen sehen kann, sehe ich meinen Vater und Baumgartner wild umher diskutieren. Es war nicht nett, wie er sich verhalten hat und ich hatte keine Lust mehr, das auszusitzen. Wozu auch? Er legt es doch ohnehin ständig auf eine Eskalation an. Nun hat er sie.
129. Niki
Kurz sehe ich zu Simon, er blickt zum Fenster, dort wo sich zwei erwachsene Männer, nicht wirklich ihrem alter entsprechend benehmen. Ich schließe meine Lider. Wie oft ich hier noch sitzen kann, weiß ich nicht. Um ehrlich zu sein, weiß ich gerade nicht mal, ob ich das will. Im Moment ist mein Reflex, alles hinter mir zu lassen und … Na toll, ich will doch nicht werden wie meine Eltern und doch, denke ich gerade darüber nach.
Simons Vater geht aus dem Klassenzimmer und weiter Richtung Lehrerzimmer. Ich kann eindeutig mein Testament schreiben. Tief hole ich Luft und ziehe den Stöpsel aus dem Ohr. »Es tut mir leid.«
»Dir muss gar nichts leidtun«, sagen die beiden Jungs auf einmal.
Verwirrt sehe ich sie an.
»Deine Mutter muss es leidtun«, sagt Simon grimmig.
Felix nickt nur.
Okay! Mehr weiß ich darauf nicht zu sagen. Langgezogene Schatten erreichen uns. Na Bravo Tussenparade. Darauf habe ich auch keine Lust.
»Na, sieh einer an«, beginnt die Erste.
»Wo ist der Ausschalter?«, frage ich.
Felix lacht auf.
Simon stöhnt genervt auf. Ich hoffe jetzt mal, es ist wegen den Hohlbratzen und nicht meinetwegen.
130. Simon
»Was wollt ihr?«, frage ich müde und reibe mir durchs Gesicht.
»Eigentlich wollten wir nur sagen, dass es uns leidtut. So was Peinliches, wie deine Mutter abgezogen hat, ist wirklich nicht zu ertragen«, beginnt die erste.
Ich muss aufpassen, dass mir mein Gesicht nicht entgleitet. Hab ich mich verhört?
»Äh danke«, antwortet Dominique und sieht sie vorsichtig an.
»Ist die immer so?«, fragt eine andere.
Sie nickt. »Das ist nichts Neues.«
»Leicht hast du es mit deinen Eltern aber auch nicht.«
Wie wahr, fährt es mir durch den Kopf, während ich meinem Vater hinterher sehe. Da zeigen sich unsere Eltern beide gerade von ihrer besten Seite.
»Dein Alter ist aber auch dezent geladen«, bemerkt Blondi und sieht mich an.
Ich lache auf. »Du hast ihn noch nicht geladen erlebt«, bemerke ich. »Der ist gerade nur ein bisschen angesäuert. Wenn der geladen wäre, stünde hier kein Stein mehr auf dem anderen.«
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