Neustart für niki und Simon

Neustart für Niki und Simon 16

Heute neue Einheiten 🙂 und da kommen noch sehr viel mehr

91. Niki

Ich starre die Nachricht an. Erst will ich schreiben, dass alles gerade scheiße ist, aber schon beim ersten Buchstaben breche ich ab. Es geht ihm ja nichts an, im Grunde. Alles fein, will ich aber auch nicht tippen, lügen ist nun mal nicht meines.

»Scheiße«, fluche ich wieder und stecke es weg.

Gefühlt rufen meine Eltern alle paar Minuten an.

Als der Letzte verklingt, habe ich eine Idee. Ich rufe seine Nachricht auf. »Was kann man heute hier in diesem Kaff anstellen? Ich hab Bock irgendetwas zu machen.« Was ja nicht mal gelogen ist, auch, wenn es nur ist, weil ich nicht nach Hause will. Ich stecke es wieder weg und stehe auf. Hier zu sitzen bringt zumindest nichts, wenn sie mich suchen, bin ich hier schnell gefunden. Zum Stall brauche ich auch nicht zu gehen, da ist das nur etwas später. Ich gehe weiter. Ein Auto hält neben mir. Verwundert sehe ich die Frau an, die drin sitzt.

»Bist du nicht Simons Freundin?«

»Eine Bekannte oder Klassenkameradin, alles, aber nicht seine Freundin.«

Sie hebt eine Augenbraue. »Dafür verteidigst du meinen Sohn aber sehr stark.« Sie schmunzelt. »Und du darfst seine Pferde reiten, er vertraut dir.«

»Was wollen Sie?«

»Kannst du mir helfen, ich …«

»Nein, Never! Das tue ich ihm nicht an, wenn er sich beruhigt hat, wird er sich melden.«

»Aber …«

Ich gehe weiter und lasse sie stehen. Etwas weiter weg klingelt wieder mein Handy.

92. Simon

Ich grübel. Will ich sie einfach abfertigen und ihr ein paar Sachen nennen oder vertraue ich auf mein Gefühl? Ich seufze. Warum muss das mit Leuten, die man mag, immer so schwierig sein? Wobei mag ich sie? Doch ja. Ich würde lügen, wenn es nicht so wäre. Sie hat eine wunderbar erfrischende Art und es stört sie nicht, dass wir alle unser Päckchen zu tragen haben.

»Kommt drauf an, ob du unbedingt allein was unternehmen will«, antworte ich und schick es ab, ehe ich noch hundertmal drüber nachdenken und es analysieren kann.

»Nicht zwingend. Warum?«, kommt die Antwort recht zügig. »Naja mit Laufen ist bei mir gerade nen bissl schwierig und naja, es ist langweilig. Außerdem ists kalt draußen und das beste Wetter ist auch nicht gerade. Komm doch rüber«, schlag ich vor und schick ihr meine Adresse. Scheiß drauf. Entweder macht sie es oder nicht. Dann ist wahrscheinlich eh wieder miese Stimmung zwischen uns. Irgendwie hoffe ich das nicht. Die Schule ist gerade erträglicher geworden. Doch wir treten auf der Stelle und keiner traut sich so richtig. Manchmal muss man einfach mal mit dem Kopf voran ins Wasser springen und schauen, was passiert. Und ich hoffe, sie wird annehmen. Wahrscheinlich nicht freudestrahlend, aber naja … das sie herkommt. Vielleicht tut uns das beiden ganz gut.

93. Niki

Mehr als verblüfft sehe ich die Adresse an. Er hat recht, es ist scheiße hier draußen. Zumal es das Problem lösen würde, dass meine Eltern mich irgendwo auf der Straße sehen würden. Wiederum wissen sie von ihm, daher würde früher oder später der Weg zu ihm führen. Ob ich diese peinliche Situation haben will, ist eine andere Sache. Die Andere, warum ladet mich er ein? Und warum zum Teufel beschert es mir ein Kribbeln?

»Hast du denn gute Filme da?«, schreibe ich zurück. Langsam schlender ich in die Richtung zu seiner Adresse und warte auf seine Antwort.

»Alles rund um Aktion, warum?«

»Na bevor es ein peinliches Schweigen gibt. Apropos peinlich. Deine Mutter will, dass ich vermittle zwischen euch, hab sie stehen gelassen. Ach ja, es könnte sein, dass meine Eltern aufkreuzen.« Schnell wegschicken. So, jetzt kann es nur für mich schlimm ausgehen. Ich habe nämlich noch keine Ahnung, wo ich die Nacht über hingehe.

94. Simon

Ich starre auf mein Handy. »Danke fürs Bescheidgeben. Komm erst mal her. Den Rest klären wir zu gegebener Zeit«, tippe ich schnell ins Handy und schicke es ab. Dann kraxel ich aus dem Bett und suche meinen Vater. Er ist im Arbeitszimmer, wie fast immer.

»Papa?«, frage ich vorsichtig, weil ich ihn nicht stören will. Er sieht überrascht auf.

»Simon, was ist los?«

Ich erzähle ihm, dass Dominique offenbar von zuhause ausgebüchst ist, sie befürchtet, dass ihre Eltern sie suchen und das von meiner Mutter. Sein Gesicht wird eine Maske.

»Um die Damen bzw. deine Mutter und ihre Eltern kümmere ich mich. Macht euch einen schönen Abend. Ich mach das Gästezimmer fertig, dann kann sie hier schlafen. Der Rest wird sich klären.«

»Und wenn meine Mutter hier aufschlägt?«, frage ich leise.

»Willst du mit ihr reden?«

»Nein. Ich will einfach meine Ruhe. Ohne Witz. Und je mehr sie versucht mich zu drängen oder Dominique nicht in Ruhe lässt, desto mehr will ich nicht mit ihr sprechen.«

»Das kann ich nachvollziehen. Es ist auch das Letzte.« Er fährt sich durch die Haare. »Ich kümmere mich. In der Küche steht noch was zu essen, nehmt euch Chips oder Süßkram oder beides und was zu trinken mit hoch und macht euch einen schönen Abend. Ich kläre das mit ihren Eltern und mit deiner Mutter.«

»Danke.«

Da klingelt es schon.

»Sie ist aber schnell«, bemerkt er und lacht. »Raus mit dir. Kümmere dich um deinen Gast.«

Somit gehe ich zur Tür und öffne sie. »Halleluja, du schaust ja aus wie ne Leiche.«

95. Niki

»Danke für das Kompliment«, seufze ich und blicke in den Flur. »Geht das wirklich, ich will keinen stören.«

»Mein Vater weiß Bescheid, du kannst auch hier übernachten.«

Mir klappt der Mund auf. »Was?« O Gott, jetzt fang ich auch noch was an zu heulen.

»Er redet auch mit deinen Eltern, vielleicht kommen die wenigstens etwas zur Vernunft. Aber warum hast du mit ihnen eigentlich Streit?«, fragt er und zeigt mir an, dass ich eintreten soll.

Vorsichtig mache ich einen Schritt in das Haus. »Na ja, im Grunde sind sie froh, dass ich mal Freunde gefunden habe, besser gesagt es zulasse. Nur meine Wahl, scheint ihnen nicht wirklich zu gefallen.« Wir gehen eine Treppe hinauf. »Ich vermute, da Baumgartner sich nicht an mich traut und ich dich schütze, er gegen dich gestachelt hat.« Er bringt mich in sein Zimmer. Da bleib ich erst mal stehen und bin über die ganzen Pokale erstaunt. Ich atme tief durch. »Na ja, am Ende hab ich gesagt, es ist doch eh egal, sie weißen mich doch wieder hieraus, nur eine Frage der Zeit.« Beklommen trete ich von einem Bein auf das andere. »Ich wollte dich eigentlich auch nicht damit nerven, es sind ja meine Probleme.«

Manchmal würde ich gerne seine Gedanken lesen können, denn gerade steht er nur da und sieht mich an. Hab ich was falsch gemacht?

96. Simon

»Du nervst mich nicht, keine Sorge. Es ist nur echt hart zu hören, wie du resignieren musst, weil dir keine Wahl bleibt und sie dir alles ständig kaputtmachen. Fair finde ich das nicht.«

Aus der Küche haben wir uns Essen, Chips und Cola mit in mein Zimmer genommen, werfen einen Film an und lümmeln uns auf mein Bett. Die ersten Minuten ist Dominique noch etwas steif, doch dann taut sie auf. Ich kenne den Film schon, daher habe ich die Zeit, sie zwischendurch anzusehen.

Irgendwann klopf es und mein Vater steckt seinen Kopf an. »Hallo ihr beiden. Dominique, mit deinen Eltern ist alles geklärt, dein Vater bringt dir gleich noch Klamotten und deine Schulsachen vorbei. Macht nicht so lange heute, auch wenn ihr morgen erst um 10 Uhr Schule habt. Wenn was ist, ich bin im Büro.«

»Papa?«, frage ich, als er schon die Tür zugezogen hat. Doch da geht die noch mal auf und er sieht mich fragend an. »Danke. Und hast du das mit meiner Mutter geklärt?«

»Bitte. Ja, gerade. Sollte sie euch beiden nicht in Ruhe lassen, wird’s unangenehm. Ich habe ihr gesagt, dass du deine Ruhe willst und dich nicht in die Ecke drängen lässt. Das war nun die letzte Warnung. Schauen wir mal, was passiert. Und wenn euch die Krähe weiter nervt, fange ich an zu nerven. Auf dem kurzen Dienstweg.«

»Ich will nicht, dass er seinen Job verliert«, gebe ich zurück. »Egal wie er ist, aber das wäre nicht fair.«

»Ist er fair zu euch?«

»Nein.«

»Eben und nun macht euch einen gemütlichen Abend.«

Die Tür ist wieder zu und Dominique guckt mich mit offenem Mund an. Offenbar kennt sie so was nicht, dass sich Eltern vor ihre Kinder stellen.

Von Anfang an lesen, dann klickt hier
Weiter geht es hier, sobald er online ist

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert