Neustart für Niki und Simon 10

Heute neue Einheiten 🙂 und da kommen noch sehr viel mehr

55. Niki

Na tolle scheiße, Informationen, die ich gar nicht haben will, eigentlich wollte ich ihm nur sagen, dass er das bitte nicht an die große Glocke hängen soll.

»Er meint das nicht so«, sagt diese Frau, die ihn Sohn genannt hat.

Ich sehe zu ihr. Hat sie mich gemeint oder eher sich? Ich will mich abwenden, aber der Impuls ist stärker. »Warum sehen Eltern nie ein, wenn sie verdammte scheiße bauen?«

»Ich …«

»Ne nicht SIE, Simon hat das nicht verdient.«

»Du hast keine Ahnung, wie mein Mann ist.«

»Zum Unterschied zu einer Familie, in die man hineingeboren ist, kann man sich die Neue aussuchen. Ihre falsche Wahl ist nicht die Schuld von Simon.« Ich wende mich ab. »Und nur weil man sich von einem trennt, heißt das nicht, dass man für den anderen nicht da sein kann.«

»Aber er will es doch nicht, du hast es gesehen!«

Boah, wie dumm können Eltern eigentlich sein? »Ja jetzt und nicht da, wo es wichtig gewesen ist. Aber ihr stellt euch als allwissend dar und scheißt auf uns Kinder und unsere Gefühle. Wissen Sie was, es ist sein Recht sauer zu sein und Ihre Pflicht ist es für ihn da zu sein.« Ich geh aus dem Stall und atme tief durch. Mein Blick geht zum Wald, wo ich gerade noch das braune Pferd von Simon sehe. ›Wir haben es beide wohl nicht so leicht‹ geht mir durch den Kopf.

Felix steht am Zaun der Koppel. »Geht es dir besser?«

»Nein.«

»Na komm, ich bringe dich schweigend heim.«

Ich sehe zum Wald. Verdammt, ich hasse es, mir Sorgen zu machen.

»Verstehe.«

»Was verstehst du?«

»Ach nichts, wir sehen uns morgen«, sagt er und geht einfach.

Hä? Was ist da gerade passiert?

56. Simon

Der Tag heute ist einfach heute für den sprichwörtlichen Arsch. Sind eigentlich alle nur noch bescheuert? Müde fuhr ich mir mit der Hand durchs Gesicht. Ist das alles eine scheiße. Sobald wir auf dem Feld sind, lass ich Faible laufen. Sie rennt, als wäre der leibhaftige Teufel hinter ihr her. Entweder spürt sie meine Laune oder sie hat sich heute ein bis zwei zusätzliche Kilo Hafer gegönnt. Das Hindernis, auf das sie zusteuert, sehe ich zu spät. Sie hebt ab und ich komme mit der Bewegung nicht nach. So katapultiert es mich aus dem Sattel, als wäre ich ein Stein. Hart schlage ich auf den Boden auf und muss erst mal liegen bleiben. Mir hat es sämtliche Luft aus den Lungen gepresst und der Aufprall auf den Rücken tat verdammt weh. So abgeschmiert bin ich lange nicht mehr. Ich rolle mich zur Seite und sehe nach meinem Pferd. Die Gute galoppiert das gesamte Feld hoch und verschwindet im Wald. Scheiße. Nicht das auch noch. Natürlich hab ich gerade in der Eile mein Handy am Stall liegen lassen. Verdammt!

Unter Schmerzen stelle ich mich auf die Beine und mache mich auf den Marsch zum Stall gefasst.

57. Niki

Kopfschütteln will ich losgehen, da sehe ich im Augenwinkel, wie Simon ohne Pferd zum Stall humpelt.

»Scheiße«, stoße ich aus, eile zurück zu Kira, und kletter ohne alles auf ihrem Rücken. »Hüh«, rufe ich, halte mich an der Mähne fest.

»Das ist verboten«, höre ich ein paar ausrufen, aber das ist mir egal. Ich bin schon oft ohne Sattel und Zügel geritten, jedoch nicht mit ihr. Ich muss ihr jetzt vertrauen. Wir galoppieren den Weg entlang. Biegen auf die Wiese und weiter zu ihm. In seiner Haut will ich gerade nicht stecken. Nur ein einziges Mal hat es mich erwischt und das ist mir eine Lehre gewesen. Drei Rippen waren gebrochen und wenn mein Vater nicht da gewesen wäre, würde ich nicht mehr hier sein. Eine Rippe hatte sich in die Lunge gebohrt.

Immer mehr treibe ich Kira an, sie schnauft so sehr, als wenn Mondgesicht sie nie hat wirklich richtig laufen lassen. Das Tier tut mir leid, noch mehr, weil sie gerade diese Tortur durchmachen muss.

Schlitternd kommen wir vor ihm zu stehen, als ich »Brrrrr«, befehle. Er sieht nicht stark verletzt aus, Gott sei Dank.

»Was ist passiert?«, will ich wissen.

»Ich bin in Gedanken gewesen und hab nicht mit bekommen, dass Faible gesprungen ist.«

Ich sehe in den Wald. Aus meiner Hosentasche ziehe ich mein Handy. »Ruf meinen Dad an, der ist Arzt, ich such dein Pferd.« Bevor er antworten kann, gebe ich Kira einen leichten Tritt und sie spurtet los. Hoffentlich finde ich sie.

58. Simon

Was ist denn nun los?, frage ich mich völlig verdattert. Drehte sich heute die Welt zu schnell und ich komme nicht nach? Das ist alles ein bisschen irre. Genervt wähle ich die Nummer von Dominiques Vater. Ich habe keine Lust, dass sie gleich wieder zur Furie wird, weil ich es nicht getan habe. Unvernunft kann ich schließlich in Perfektion.

Mit Mühe war ich am Stall angekommen. Als ich das Auto meiner Mutter sehe, eskaliere ich bald. Ich will meine Ruhe. Ebenfalls habe ich meinen Vater vorhin angerufen, bevor sich das zu ihm herumspricht und ich dann zu Hause auch noch den Kopf abgerissen bekomme. Er kommt gerade auf den Hof gefahren. Ein Glück.

»Simon! Was ist passiert?«, fragte er und kommt zu mir. In kurzen Sätzen erzähle ich knapp, was passiert ist und ob er mich gleich, wenn Dominique da ist, zu ihrem Vater bringen kann.

»Sicher.«

»Ich will aber erst warten, bis Faible da ist. Hoffentlich hat sie sich nichts geholt.«

»Scheint ja ein nettes Mädel zu sein, so wie sie dir hilft.«

Ich schnaube. »Sie ist kompliziert und nicht wie die anderen. Mehr kann ich dir nicht sagen.« Aus dem Augenwinkel sehe ich meine Mutter auf mich zustürmen. »Himmel, tue was! Bitte! Es eskaliert sonst gleich. Sie soll mir vom Leib bleiben!«

59. Niki

Putzmunter am Grasen finde ich sein Pferd. Ich steige ab. Kira folgt mir und da bin ich gerade echt froh darüber. Noch einem Tier hinterher, wäre heute zu viel.

Vorsichtig hebe ich meine Hand und gehe langsam auf sie zu. »Ruhig brauner.«

Herr Gott, wie hieß es wie? Fanny, Franci, Fabi … Ah ja Faible ist es gewesen. »Alles wird gut«, rede ich weiter darauf ein. Behutsam streiche ich über ihren Hals, sie sieht mich nur kurz an und frisst weiter. »So brav, wie er meinte, bist du wohl ganz und gar nicht«, scherze ich und schaue, ob ihre Beine verletzt sind. Kein Blut, das ist zumindest mal ein gutes Zeichen. Ich nehme die Zügel und lasse sie laufen, auch hinkt sie nicht. »Perfekt.« Ich klopfe auf ihren Hals. »Du wolltest nur den Gockel von seinem hohen Ross herunterholen, gib es zu.«

Das Brummen nehm ich jetzt mal als Ja. Lachend steige ich wieder auf Kira, die sich gemächlich bewegt. Simons Pferd folgt uns brav. Darüber bin ich echt froh. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Retterin sich nicht verläuft und selbst gerettet werden muss. Die Chancen stehen gut, da er ja mein Handy hat.

Auf einmal wird Kira schneller und ich erkenne den Hof. Sie ist bestimmt auch froh, gleich wieder zu Hause zu sein. Das Auto meines Vaters erkenne ich als Erstes. Ein Wunder, Simon nimmt einen Ratschlag an, ist mein erster Gedanke, gefolgt von, hoffentlich hat er sich nichts gebrochen.

Simons Mutter diskutiert oder schreit einen Mann an. Simon steht bei meinem Vater, als ich ankomme. Drumherum natürlich die Gaffer samt eingebildeten Tussen.

60. Simon

»Danke«, gebe ich seufzend von mir, als ich sehe, dass Dominque Faible hat. »Ich bring sie in den Stall und sattel sie ab«, bemerkt sie und geht mit den beiden Stuten in Richtung Gebäude.

Himmel geht mir dieses Gekeife meiner Mutter auf den Nerv. Ich habe wirklich Kopfschmerzen. Das macht gerade absolut keinen Spaß. Es dauerte doch alles länger als gedacht und Dominque ist wieder bei uns.

Auf ihren fragenden Blick zucke ich mit den Schultern. »Bänder angerissen und wahrscheinlich paar Rippen angebrochen. Wenn man halt so in Gedanken ist, sollte man nicht über ein Feld galoppieren. Ist halt teures Lehrgeld.«

Ich bedanke mich bei ihr und ihrem Vater. Selbstverständlich ist so was nicht und sie ist der letzte Mensch gewesen, von dem ich so viel Hilfe erwartet hätte. Ich humpel noch mal in den Stall und sehe nach meinen Pferden. Dominique hat sie perfekt versorgt. Ich habe sie nicht bemerkt, dass sie mir gefolgt ist. Als ich mich herumdrehe steht sie vor mir.

»Danke noch mal. Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen kann.« Ich streichel Faible über die Stirn. »Eigentlich ist sie eine Seele von Pferd. Bei Samba hätte ich das verstanden, aber nicht bei ihr. Nun muss ich mal schauen, wer sich die nächsten Tage kümmern kann. Mit dem Brummschädel und dem scheiß Bein kann ich sie nicht bewegen. Und mein Alter lässt mich garantiert nicht aus dem Haus. Hast du nicht Lust, dich um Faible zu kümmern? Samba kann mal ein paar Tage auf die Wiese. Die ist lebensgefährlich und da lasse ich keinen anderen drauf. Aber Faible ist geschmeidig. Eigentlich.«

Erwartungsvoll sehe ich sie an.

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