Neustart für Niki und Simon 5
Heute neue Einheiten ‚:) und da kommen noch sehr viel mehr
25. Niki
»Gute Frage, jedoch eine Antwort will ich nicht darauf«, sage ich zu ihm. Jetzt habe ich ein anderes Problem, wie werde ich ihn los. Mir ist die Schule egal, ich habe nur eine Ausrede gebraucht, um von meiner Mutter zu flüchten. Schlussendlich ist sie mal wieder geflüchtet. Wie meistens.
Ich stöhne genervt auf. Da ich im Grunde schon weiß, dass diese Aktion wieder meinen Vater auf den Plan ruft. Ich habe zwar keine Angst vor ihm, aber er trifft die richtigen Worte meistens, um mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Das jedoch später, hoffe ich.
Langsam wende ich mich an ihn. »Also, ich will dir jetzt nicht zu nahe treten, aber ich will eigentlich meine Ruhe haben. Diese Schule, die anderen und du, ihr seid mir egal, besser gesagt, es ist mir egal geworden. Daher, danke, aber ich gehe jetzt alleine weiter.«
Ich drehe mich um und gehe den Gang entlang und will meine Kopfhörer in meine Ohren setzen.
26. Simon
So was hatte ich mir schon gedacht. Man lernt die Menschen im Laufe der Zeit zu lesen, die nicht anders waren, als man selbst. Es war völlig in Ordnung für mich.
»Ich habe das auch nicht für bare Münze genommen, Dominique. Doch vielleicht wäre es ratsam, dass du dein Essen mitnimmst, wenn du schon auf einsamer Indianer machst. Ich will keine zwei Portionen essen, sonst beschwert mein Pferd sich nämlich, dass ich zu schwer bin. Zurecht.«
Damit drückte ich ihr das Essen in die Hand. Wie auch immer es zu mir gekommen war. Ich erinnerte mich nicht. Dann drehte ich mich um und ging. Wir hatten keinen Streit. Doch wir zogen beide Ruhe und Frieden vor. Jeder hatte dahingehend wohl seine eigenen Gründe. Ich hatte einfach keine Nerven mehr auf dieses Angehimmel, dieses scheiß Geschnatter und kannst du mich nicht mit zum Stall nehmen. Erbarmen! Als Kerl in einer Frauendomäne war es eh nicht so leicht. Im Pausenhof gab es eine Ecke, die recht still war und wo man seine Ruhe hatte. Dort verzog ich mich hin. Während ich mein Frühstück aß, zockte ich auf dem Handy. Als ich aufsah, weil eine Bewegung aufkam, sah ich sie. Was machte sie denn nun hier?
Meine Güte, Mädel, du willst deine Ruhe und ich will meine. Belasse es doch bitte auch einfach dabei.
27. Niki
Das Einzige, was ich von seinem Gelaber verstanden habe, war Pferd. Mann hatte der ein Glück. Ich reibe mir die Lider und blicke mich auf den vollen Pausenhof um. Überall stehen sie in Rudeln, wie Hyänen zusammen. Ich habe keine Lust auf diesen Mist, aber die Tür ist zu und ich glaube nicht, dass ich die Tochterkarte gerade auspielen soll. Warum bin ich nicht auf das Klo geflüchtete? Ich will hier einfach nur weg. Auf meinem Handy suche ich einen Sound, der mich abreagieren lässt, wie wäre es heute mal mit Dolorian? Ja, ich glaube, das entspricht gerade meiner Laune, depressiv vor lauter Blödheit. Mein Blick fällt auf diesen Typen. Allein in einer Ecke. Hat er es gut, wirklich mal.
Na ja, wenn das der einzige Platz ist, an dem ich in Ruhe gelassen werde, haben wir ein Problem. Wir? Na, weil ich denke, dass er nicht freiwillig diese Ruhe teilen wird, würde ich auch nicht. Eine Tussi winkt vor meinen Augen, stöhnend verdrehe ich die Augen und geh einfach zu ihm. Entweder haben sie Angst vor ihm oder die Ecke stinkt, egal! Ruhe ist besser, als mich mit sowas abzugeben.
Er sieht auf.
»Keine Panik, ich flüchte nur.« Ich setze mich, lehne mich an die Wand und drehe meine Musik lauter. Mein Gesicht wende ich dem Himmel zu und schließe meine Augen. Es ist kalt heute, kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die letzten Tage wirklich viel Regen gewesen ist. Aber es ist noch nicht vorbei, da kommt noch etwas auf uns zu. Irgendwie kommt mir die Erinnerung hoch, als ich bei einem Wolkenbruch auf Prince geritten bin. Es ist schön und so lang her das mich es schmerzt. Scheiße, daran will ich jetzt nicht denken. Ich brauch was anderes. Sabaton, besser.
28. Simon
Ich beobachte sie still. Es nervt mich, dass sie hier in meiner Ruheecke ist. Andererseits kann ich sie verstehen. Ich flüchtete ja selbst vor diesen Weibern. Müde knabberte ich an meinem Brot. Es hatte auch schon mal besser geschmeckt. Mir war der Hunger die letzte Zeit vergangen, seit meine Mutter ihren persönlichen Schlussstrich gezogen hatte. Ganz schnell lenkte ich meine Gedanken in eine andere Richtung. Diese Frau war derzeit keine einzige Überlegung wert. Das tat mir zu weh. Ich scrollte in meinem Handy und las mein Buch weiter. Was sollte man auch anderes machen? Was war ich froh, wenn der Schultag heute rum war. Doch danach musste ich zum Stall. Ich freute mich auf Samba und Faible. Allerdings nicht auf die Weiber und das verdammte Gezicke. Warum waren Hühner so? Ich verstand das nicht. Aber ich verstand ja auch die meisten Jungs nicht. Irgendwie war ich anders.
Sie hatte ihre Musik so laut aufgedreht, dass ich heraushören konnte, was lief. Eigentlich würde es mich nerven, denn ich wollte meine Ruhe. Doch Sabaton war einfach mega und ich hörte es selbst gern und viel. Das war die Art von Musik, die mein werter Herr Vater immer als Krach betitelte. Konnte ja nicht jeder Fan von klassischer Musik sein. Ich schob gerade meinen letzten Bissen in den Mund, als es klingelte. Sollte ich sie anstupsen und ihr sagen, dass die Stunde begann? Besser nicht, bei der Laune und dem abweisenden Verhalten. Sie würde wohl merken, dass alle gingen. Ich raffte meine Sachen zusammen, stand auf und machte mich auf in Richtung Gebäude. Hinter mir sah ich ihre Silhouette. Sie folge mir.
29. Niki
Ich bekomme mit, dass er ständig zu mir sieht, auch dass er anscheinend Sabaton auch mag, ständig hat er leicht im Takt mitgewippt. Unterbewusst, so wie ich ihn kennengelernt habe, wäre das nicht seine Art. Doch was weiß ich schon, vielleicht spielt er das alles auch nur, um nicht verletzt zu werden. Solche habe ich in den Schulen ebenfalls zu Haufen gesehen.
Mein Blick schweift ständig zu den anderen. Am liebsten würde ich ihn fragen, ob diese Tussen immer so starren. Endlich verziehen sie sich.
O nein, er steht auch auf. Verdammt!
Kurz überlege ich, die böse neue Schülerin zu spielen und einfach mit lauter Musik hier sitzen zu bleiben. Aber das bringt nur Stress, den ich nicht will, absolut nicht will. So erhebe ich mich langsam und folge ihm.
Kurz mache ich noch einen Abstecher zum Klo. Einfach dem stinkenden Geruch nach, da wo am meisten nach Parfüm riecht, muss ich hin.
Fertig, nur das Gesicht waschen. Als ich auf den Flur trete, ist keiner mehr zu sehen. Toll gemacht Niki, rüge ich mich selber und beeile mich zu dem Klassenzimmer zu kommen. Immer wenn ich denke, ich habe den richtigen Flur, steht aber auf den Schild nicht Herr Baumgartner.
»Verdammt«, fluche ich.
»Kann ich dir helfen?«, fragt mich jemand und ich wirbel herum.
Heilige Scheiße, darf sowas frei herumlaufen?
30. Simon
Ich war verwundert, weil Dominique nicht in die Klasse kam. Hoffentlich weiß sie, was sie tut. Wir hatten Mathe. Aber der Lehrer war auch noch nicht da. Das Fach mochte ich, da es mir sehr leicht fiel. Allerdings hasste ich es, wenn ich nicht wusste, welche Kreatur dann wieder da vorn stand und meinte, jeder Schüler ist dumm. Sind wir alle nicht. Nur jeder hat seine Gebiete, die ihm liegen.
Ich fühlte mich unwohl mit den ganzen Blicken. Meine Güte, hört das denn nie auf? Ich will doch einfach nur meine Ruhe. Hoffentlich würde das nicht wieder in einer solchen Diskussion enden, wie das, was vor der Pause abgegangen war. Das Weib war mir jetzt schon zuwider. Und es würde nicht besser werden, das wusste ich nur zu gut. Warum musste dieser Name so bekannt sein? Warum musste mein Alter sich auch noch mit so einer riesengroßen Firma anlegen, dass sein Name in allen Medien war? In diesem Moment hasste ich ihn aus vollem Herzen. Es war nervend, DAS Kind von solchen »Berühmtheiten« zu sein.
Meine Überlegungen wurden ja unterbrochen, als die Tür aufging und eine ziemlich blasse und entsetzt drein blickende Dominique auftauchte.
Von Anfang an lesen, dann klickt hier
Weiter geht es hier, sobald er online ist