Neustart für Niki und Simon 19
Heute neue Einheiten 🙂 und da kommen noch sehr viel mehr
111. Niki
Einen Jungen nur in Badehose zu sehen ist eigentlich das gleich wie in einer Boxershorts. Tausendmal habe ich so meinen Bruder gesehen, aber er ist eben nicht Simon. Und der verwirrt mich gerade sehr. »Ähm ähm, hast du nicht etwas vorhin gesagt, von einem Gästezimmer.«
»Hab mich umentschieden.«
Ich atme tief durch, das vorhin, hat sich irgendwie gut angefühlt und doch auch etwas merkwürdig. Ich kenne das nicht und es macht mir Angst. Meine Befürchtung gehe ich diesen Schritt, könnte ich mich verlieren, aber was ist dann? In ein paar Wochen bin ich wieder weg, vielleicht ein paar Monate. Ich weiß nicht, ob ich das so einfach wegstecke, das mit Markus hat mich schon verletzt und Simon scheint noch eine Schippe schwerer zu werden.
Mein Blick geht über seine leicht gebräunte Haut.
»Kommst du?«, fragt er mich wieder und hebt die Decke hoch.
Ich denke an morgen und was diese Nacht verändern wird, was dieser Abend schon verändert hat. »Simon, ich weiß nicht, ob ich das kann«, sage ich leise und lasse ihm keine Zeit zu fragen. »Ich fühl mich wohl bei dir, aber es macht mir Angst.« Toll, jetzt fang ich an zu heulen. »Du hast gesagt, du willst nicht, dass ich gehe, aber es ist nur eine Frage der Zeit.« Warum kann ich nicht einfach die Klappe halten und genießen? Die Erkenntnis bringt mich noch mehr zum Heulen, weil ich dabei bin mich zu verlieben. Scheiße!
112. Simon
»Es hat niemand gesagt, dass es einfach wird«, sage ich leise und sehe sie ebenso traurig an. »Ich weiß nicht, wann das vorbei ist. Morgen, nächste Woche, nächsten Monat, vielleicht auch nie. Aber wenn wir es nicht versuchen, werden wir immer den Gedanken, an was wäre wenn, haben. Willst du das? Ich nicht. Ich habe nicht vor, heute Nacht mit dir zu schlafen. Ich möchte dich einfach nur festhalten, weil es hat sich gut angefühlt. Doch drängen möchte ich dich nicht. Es ist deine Entscheidung.«
Ich muss mir eingestehen, dass ich sie doch am liebsten drängen würde. Allerdings wäre das egoistisch und das will ich nicht sein. Zu viele Menschen bestimmen über ihr Leben. Welches verdammte Recht habe ich dazu, das zu tun? Ich kann es ja selbst nicht leiden.
Allerdings fühlt sie sich so gut an. Und ich bin ein Egoist, dass ich das wieder fühlen möchte. Ich würde so gern zu ihr gehen, sie in den Arm nehmen und trösten. Aber damit würde ich dann auch wieder ihre Entscheidung beeinflussen und das will ich nicht. Wenn soll sie aus freien Stücken zu mir kommen. Nicht, weil ich sie manipuliere … Doch es frisst mich auf.
113. Niki
Kurz muss ich auflachen. »Ich hätte dich auch nicht dafür gehalten, also mit der erst besten, so gesehen.« Seufzend wische ich über meine Wange und setze ich mich an sein Fußende. »Ich bin kaputt, Simon. Meine Familie ist kaputt und …« Tief atme ich durch. »Dich zu verlieren, würde mich noch kaputter machen«, flüstere ich. Ihn anzusehen, traue ich mich nicht. Ich spüre durch die Bewegung er Matratze, dass er sich bewegt. Seine warmen Finger gleiten über meine Haut.
»Denkst du mich nicht?«
Schniefend lasse ich mich in seine Arme fallen. Seine Wärme umhüllt mich, wie eine warme Decke. Vielleicht hat er recht und ich sollte nicht an morgen denken. Aber es lässt sich nicht abschütteln. »Wenn ich gehen muss, bist du mir dann böse?« Ich will nicht, dass er es ist. Dieser Gedanke, dass er es doch sein könnte, lässt mein Herz verkrampfen.
114. Simon
»Nein. Warum sollte ich dir böse sein?«, frage ich erstaunt zurück. »Aber zum Glück sind wir soweit noch nicht. Und um meinen Vater zu zitieren, es gibt immer eine Lösung.«
Ich ziehe sie in meine Arme, decke sie zu und schalte das Licht aus. Ihr Körper ist so schön warm und weich. Ich mag dieses Gefühl.
An morgen will ich nicht denken. Diese Nacht könnte für mich ewig gehen und ich wäre der glücklichste Mensch auf dieser Welt. Wir sprechen nicht miteinander. Wir schweigen und halten uns irgendwie gegenseitig fest. Sie riecht nach Pferd, Mondblüten und Sonne. Eine passende Mischung für solch ein besonderes Mädchen. Ihr Kopf liegt unter meinem Kinn und irgendwann sind wir wohl beide eingeschlafen.
115. Niki
Ein Wecker schrillt und lässt mich hochfahren. »Was ist das nur für ein Krach?«, schimpfe ich und realisiere in diesen Moment, dass ich nicht in meinem Bett liege. Verwundert sehe ich auf Simon. Ich bin fit und ausgeruht, total untypisch für mich. Aber was ist auch schon seit gestern, oder seit dem Umzug hier her, NORMAL?
»Wie kann er nur bei dem Lärm weiterschlafen?«, frage ich mich. Ich lege mich zu ihm und fahre mit den Fingern durch sein Haar. »Hey Simon, aufwachen.«
Er brummt zufrieden.
Es klopft an der Tür. »Hey ihr zwei, Frühstück ist fertig.«
Wahnsinn, sein Vater scheint ja da sehr locker zu sein. Auch wenn ich es nicht will, frage ich mich, ob Simon des Öfteren Mädchen hier hat? Ich mein bis jetzt scheint er nicht den Eindruck zu machen, aber was weiß ich den schon großartig von ihm? Nicht! Also nicht viel sagen wir es besser so.
»Habt ihr verstanden?«
»Ja«, sage ich etwas lauter, um den Krach des Weckers zu übertönen.
Bevor Simon ein Ton sagt, zieht er mich wieder an sich. Ich glaube zwar nicht, dass dies der passende Moment ist, wegen zwei dinge. Aber beides ignoriere ich und genieße diesen Augenblick. Gleich muss ich seinem Vater unter die Augen treten, dann kommt das Schlimmere, die Schule.
116. Simon
Ich will nicht wachwerden und aufstehen schon mal überhaupt nicht. Blind taste ich mit der anderen Hand nach dem Quälgeist und schlage drauf. Endlich Ruhe!
Einige Minuten genieße ich einfach Nikis Nähe und grabe mich gefühlt noch tiefer in ihre Haare. Doch dann mache ich widerwillig die Augen auf. »Guten Morgen«, brumme ich verschlafen. »Hast du gut geschlafen?«
»Wie ein Stein und du?«
Ich ziehe die Augenbraue hoch. »Irgendwie ne Mischung aus Stein und Tod.« Ich fahre ihr durch die Haare. »Wir müssen mal aufstehen.«
»Ja, dein Vater sagte auch schon, das Frühstück wäre fertig.«
»Manchmal frage ich mich, ob der Mann auch mal schläft.«
Wir krabbeln aus dem Bett heraus und machen uns im Bad fertig. Dann poltern wir die Treppe hinunter. Mein alter Herr sitzt dort schon mit einer Tasse Kaffee und liest offenbar seine Mails.
»Morgen Papa«, grüße ich ihn. Er sieht auf. »Morgen ihr beiden. Gut geschlafen?«
»Wir können nicht klagen. Aber ich hätte nichts dagegen noch 24 Stunden weiterzuschlafen.«
Nun lacht er. »Du bist einfach ein Langschläfer. Setz dich Niki. Ich hoffe, bei dem Frühstück ist was für dich dabei.«
»Äh ja, danke.«
Sie sieht mich verwundert an und ich grinse. Mein alter Herr ist recht entspannt, auch wenn er solch eine Situation nicht kennt. Bis jetzt.
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