Neustart für Niki und Simon 15
Heute neue Einheiten 🙂 und da kommen noch sehr viel mehr
85. Niki
Kurz entgleisen mir die Gesichtszüge. Ich darf sie reiten, die, vor der er immer warnt? So langsam glaube ich, dass er was gestern zu sich genommen hat. »Mal sehen, jetzt ist wie gesagt erst mal Faible dran.« Ich nehme ihm den Schlüssel ab. »Davon ab, den Zettel hab ich auch vergessen«, sage ich, während ich beschwingt in den Stall laufe.
Als ich mit Faible herauskomme, steht Simon noch an der Weide und streichelt Samba. Kurz bleibe ich stehen und beobachte die beiden.
Man könnte sagen, wie der Herr, so’s Gescherr. Auch wenn er mir erzählt hat, dass sie einiges durchmachen musste, bis sie hier bei ihm ist, merkt man ebenso, dass die beiden charakterlich ziemlich gleich sind.
»Darf ich mit?«, erschreckt mich Felix.
»Wenn du mithalten kannst«, sage ich und steige auf. Ich führe sie zu Simon. »Wartest du, hier bis ich wieder komme, oder willst du wieder gleich heim?«
Jetzt war die Frage vertraut er mir oder ist der Schlüssel nur ein Vorbehalt gewesen, um mich zu kontrollieren.
86. Simon
»Nein, ich wackel gleich mal wieder nach Hause. Du bist ja schon ein großes Mädchen«, grinse ich und zwinker ihr zu. »Wenn was ist, du hast ja meine Nummer.«
Dann schaue ich zu Felix. »In letzter Zeit reitest du ja erstaunlich viel. Dafür, dass man dich sonst einmal die Woche gesehen hat. Viel Spaß euch beiden.«
Ich streichel Faible noch mal über die Nase und wende mich dann zu Samba. Sie steht mit gespitzten Ohren am Zaun und beobachtet die beiden, wie sie immer weiter im Wald verschwinden.
»Benehm dich bloß, du Rindvieh. Ein paar Tage zumindest, bis ich wieder da bin.«
Ich schiebe ihr noch eine Möhre in ihr Maul, streichel sie noch mal und klopfe ihr dann auf den Hals, so dass sie weiß, dass ich gehen würde.
Sofort dreht sie sich rum und galoppiert übermütig die Wiese hoch. Dabei bockt sie und keilt aus. Hoffentlich kommen da keine Beschwerden, weil sie sich von ihrer besten Seite zeigt. Zu Hause angekommen, setz ich mich an die Hausaufgaben der Krähe. Er hat heute wieder mal die beste Laune von allen gehabt. Dieser Mensch. BÄH.
Mein Vater kommt spät am Abend nach Hause. »Wie war dein Tag?«, fragt er beim Essen. Ich sehe ihm an, dass er erstaunt ist, dass ich gekocht habe.
Ich zucke mit den Achseln. Er legt seine Gabel weg und sieht mich an. »Lass mich raten, Baumgartner macht dir das Leben zur Hölle.«
»Er macht UNS das Leben zur Hölle, Papa. Dominique und mir«, antworte ich müde. »Und nein, ich will nicht, dass du dich einmischt. Zumindest zurzeit nicht. Wenns zu arg wird, melde ich mich schon.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Euer Krieg wird eh schon auf meinem und somit leider gerade auch auf ihrem Rücken ausgetragen, weil sie sich dazwischenstellt. Noch mehr brauchen wir echt nicht. Dann können wir nämlich beide die Schule wechseln. Mal wieder.«
87. Niki
Zwei Pferde sind wirklich Arbeit, ich bin fertig. Felix hat mich nach Hause begleitet. Ungefragt wohlgemerkt. Zu Hause will ich mir nur kurz ein Brot schmieren, als meine Mutter sich neben mich stellt.
»Was gibt es da zu grinsen?«
»Es ist einfach schön, zu sehen, dass du Freunde gefunden hast.« Sie streicht über meinen Kopf.
Ich weich aus und sehe sie giftig an. »Bessere Bekannte.« Ein weiterer Schritt von ihr weg. »Und seit wann interessiert dich das? Sucht ihr den passenden Tag schon aus, wenn wir wieder umziehen?«
»Niki.«
»Nerv nicht, lass es einfach.« Ich will ins Zimmer.
Sie atmet tief durch. »Kannst du aufhören, mich als die böse zu sehen?«
Ich wende mich ihr zu. »In der Hinsicht seid ihr beide es und jetzt muss ich Hausaufgaben machen.«
Im Zimmer nehme ich meinen Rucksack und lege ihn auf dem Schreibtisch. Schnell sind die Zahlen auf dem Blatt geschrieben und ich kann es wieder einpacken.
»Essen«, ruft mein Vater.
»Kein Hunger.« Ich schalte die Anlage an und lasse mich von der Musik berauschen. Gerade als ich liege, geht sie wieder aus. Mein Blick geht zu meinem Vater. »Ich hab grade ein Brot gehabt.«
»Familie Niki.«
Toll das Thema wieder. Seufzend stehe ich auf. Genervt gehe ich in die Küche und lasse mich auf den Stuhl fallen. »Und jetzt?«
»Wie ist die Schule?«, fragt er, als er sich setzt.
»Wie immer.«
»Sie legt sich mit Lehrer an und hat Freunde gefunden«, sagt meine Mutter.
»Wow!«, gibt mein Vater von sich.
Wahnsinn, die nächste Diskussion, kann es nicht schon wieder Zeit sein, um die Schule zu gehen?
88. Simon
»Aber so geht es auch nicht!«, wendet mein Vater ein. Ich reibe mir durchs Gesicht.
»Lass es einfach gut sein, ja? Ich mag echt nicht mehr. Lass ihn doch zicken. Was will er denn groß machen? Mir schlechte Noten geben? Jo, viel Spaß, gehe ich in die Nachprüfung, gehe mit eins raus und er wird den Ärger bekommen.«
»Ja und das Jahr habt ihr dann die dicksten Schwierigkeiten!«
»Ja, dann gehen wir eben wieder raus aus dem Unterricht. Gucken, wanns der Krähe zu doof wird. Kann sich mit den scheiß Weibern zusammentun. Haben den gleichen Schaden wie er.«
»Geht das wieder los?«, fragt er müde.
»Ja. Dein Job macht mir mein Leben nicht unbedingt leichter und das ich einen Sport betreibe, indem eigentlich Frauen dominieren auch nicht. Aber so what. Man gewöhnt sich an alles.«
»Sogar an den Dativ«, schmunzelt er.
»Na der Dativ ist dem Genitiv sein Tod oder so.«
Nun muss er doch lachen. »Du liest zu viel. Wann bist du eigentlich so erwachsen geworden?«
»Irgendwann zwischen 12 und jetzt. Keine Ahnung.«
»Warst du eigentlich am Stall heute?«
»Japp, aber nur um Niki eben den Schlüssel zu bringen und um Samba und Faible Hallo zu sagen«, bemerke ich und schiebe mir die nächste Gabel in den Mund. Fassungslos starrt er mich an. »Was?«
»Du lässt einen anderen an deine Pferde? Bist du gestern auf den Kopf geflogen?«
»Meine Güte, fang du auch noch an.«
»Simon, mal ehrlich. Das sind deine Heiligtümer.«
»Es sind Tiere und Samba hat weiß Gott genug durch. Einfache Erklärung.«
»Jaaa.« Er grinst und schiebt sich das Essen in den Mund.
89. Niki
Gelangweilt ziehe ich mein Handy heraus und schreibe Simon an. »Hey Samba und Faible sind versorgt, wie geht es dir den?«
»Hörst du mir zu?«, brummt mein Vater.
»Nö«, gestehe ich.
Er sieht zu meiner Mutter und sie stochert in ihren Nudeln herum. Warum er sie überhaupt fragt, weiß ich nicht.
»So, ich bin Hausaufgaben am Machen.« Schwungvoll stehe ich auf.
»Wir wollen doch nur dein Bestes.«
»Ja klar, sicher.« Schnaubend gehe ich weiter, an der Tür drehe ich mich um. »Wisst ihr was. Ja verdammt ich habe mal einen Menschen gefunden, der so tickt wie ich. Dem das hier ebenfalls auf die Nerven geht und Gott, ich kann sein, wie ich will. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, wie die Zukunft will, könnte etwas passieren. Aber darüber brauch ich mir eh keine Sorgen machen, da IHR eh wieder auf die Idee kommt, woanders neu anzufangen.« Ich unterdrücke meine Tränen. »Und wisst ihr was, ich bin so scheiße froh, wenn ich eine Ausbildung beginnen kann, weil dann ziehe ich da hin, wo ich will und ihr könnt euer Scheiß leben weiter leben!«
»Niki«, keucht entsetzt meine Mutter.
»Nichts da Niki, ich hab die Schnauze voll.« Damit drehe ich endgültig ab und renne los. Nur weg von hier, das Gerede geht mir so auf den Nerv. An einer Bushaltestelle lasse ich mich nieder.
»Fuck«, schreie ich aus. Mein Handy vibriert und ich brauch nicht nachzusehen, wer es ist. »Was mach ich jetzt nur?«
90. Simon
Ich sehe auf mein Handy, weils einen niesenden Ton von sich gibt. Da bei mir jeder einen eigenen Klingelton hat, weiß ich, wer am anderen Ende ist. Ihre Nachricht lese ich zwei Mal. Dann antworte ich. »Danke für die Info. Danke, soweit gut, nur … möp halt und bei dir? Du liest dich nicht so, als wärst du happy.«
Gelangweilt liege ich in meinem Bett und zappe durch YouTube. Mit mir ist nichts anzufangen heute. Hausaufgaben sind fertig und mir fehlt die Routine. So hektisch meine Tage sonst auch sind, bin ich gerade effektiv ausgebremst. Ich hatte sogar gekocht. Das sagt alles.
Wirklich interessantes Material finde ich nicht. Aber das war auch gar nicht so einfach, weil ich einfach nörgelig war. Vielleicht würde Dominique sich ja melden und wir können ein wenig lästern. Mal sehen. Ich gehe in WhatsApp rein und starre auf ihren Namen. Sie schreibt. Und schreibt. Und schreibt.
Himmel Mädel, was ist bloß los? Entweder steckst du richtig in Schwierigkeiten oder aber du weißt nicht, was du antworten sollst …
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