Neustart für niki und Simon

Neustart für Niki und Simon 9

Heute neue Einheiten 🙂 und da kommen noch sehr viel mehr

49. Niki

Ach du scheiße, warum muss ich ihm jetzt begegnen, hat er nicht später kommen können? Ich blicke mich um. Wo ist mal ein Mann, wenn man ihn braucht? »Ähm, Mondgesicht hat mir erlaubt, Kira zu reiten, und ich hab voll vergessen, dass Felix mir gestern angeboten hat, die Gegend zu zeigen.« Ich atme tief durch. »Und du bist mir nichts schuldig.«

Im Augenwinkel sehe ich Felix, meines Erachtens viel zu spät. Über den Gesichtsausdruck vom Gockel kann ich mich fast amüsieren, wenn ich mir dabei nicht so bescheuert vorkommen würde, weil ich ihn so gesehen versetze.

»Hey Dominique«, sagt Felix, »warst du schneller als ich.« Er wendet sich an Gockel. »Also kommst du mit?«

Einerseits würde ich mich freuen, wenn er ja sagt, anderseits auch, wenn er nein antwortet. Oh Gott, ist das verwirrt. »Äh, ich geh mal das Pferd satteln«, meine ich und eile davon, auf dieses Gespräch habe ich keine Lust.

»Mach das«, ruft Felix mir hinterher.

50. Simon

»Naja ich wollt eh ins Gelände«, bemerke ich. »Allerdings mit Samba. Da müsstet ihr Abstand halten.«

Felix zuckt mit den Schultern. »Sollte kein Problem sein. Dann sattel mal. Wir treffen uns draußen auf dem Platz.«

»Meinetwegen.«

Ich bin froh, dass alle aus dem Stall verschwinden. Mein Pferd ist ohnehin schon wieder aufgedreht wie ein Duracell Hase. Mit Ruhe sattel ich sie, ziehe mir die Stiefel an, schiebe ihr die Trense über den Kopf, gurte noch mal nach, hol meine Kappe und führe sie in den Vorraum. Als ich aufgestiegen bin und auf den Platz komme, ist Dominque schon da. Nur Felix fehlt.

Samba schlägt extrem mit dem Schweif und hat die Ohren auf Dauerspiel. »Gott, das könnte interessant werden«, murmel ich, als sie schon wieder anfängt zu steigen. »Mr. Hyde ist mal wieder am Zuge und hat Dr. Jackyll verdrängt.«

Dominque sieht mich ziemlich entsetzt an, nachdem Samba einmal geplatzt ist und sich benommen hat, wie ein erdrückter Schaumkuss zwischen zwei Brötchenhälften. Ich liebe mein Pferd, ich liebe mein Pferd, ich liebe mein Pferd …

51. Niki

Ich kann nicht sagen, was mich irgendwie mehr nervt, das Gerede von Felix oder dieses Pferd vom Gockel. Gerade wünsche ich mir einfach, allein zu sein. Ehrlich, kann man nicht einfach in Ruhe in der Natur sein? Oder sein Pferd beherrschen?

Aber was mich jetzt schon definitiv ankotzt, sind diese Weiber. Allein wie sie uns angesehen haben, als wir vom Hof sind. Das wird morgen Stress geben, das weiß ich jetzt schon.

»Und wir …«

»So, jetzt reicht es«, fauche ich Felix an. »Schnauze halten verdammt noch mal, Gegend zeigen heißt nicht, ständig zu reden.«

Das Schnauben zieht meine Aufmerksamkeit auf Gockel.

»Und du, wenn du weißt, dass deine Stute zickig ist, dann nimm das andere.« Ich zeige auf beide. »Ihr könnt machen, was ihr wollt, ihr reite zurück, dieses Theater hat ein Ende.«

Ich wende Kira.

»Du kennst den Weg doch gar nicht?«, mein Felix.

Ich schnaube einfach nur. So schwer wird das nicht sein, wir sind ja nicht in so einem Nationalpark in Amerika. Kurz schnalze ich mit der Zunge und drücke leicht in den Bauch der Stute. Sie versteht meine Anweisung und läuft schnell los, vom Trab wechseln wir in den Galopp. Endlich ruhe, nur das Gezwitscher der Vögel, das Huf aufkommen, das Atmen des Pferdes und sonst NICHTS. Ich streiche ihr über den Hals.

Sie hat sich definitiv ein Zuckerstück verdient.

52. Simon

Was war denn das bitte? Heiliger, geht mir dieses Weib auf die Nerven. Egal, was man macht, es ist nichts richtig. Wie komme ich eigentlich auf die Idee, dass wir zusammen unsere Freizeit verbringen?

»Ist die immer so?«, fragte Felix völlig perplex.

»Woher soll ich das wissen? Ich kenne sie genauso viel oder wenig wie du.«

»Ne ganz schöne Furie.«

»Wie wahr.«

»Da kannst du ihr ja fast dein Pferd geben. Die zwei würden sich bestens verstehen.«

»Vermutlich.«

Er sieht noch immer dort hin, wo sie lang ist. »Du kannst ihr gern nachreiten.«

»Ne danke. Meinst du echt, ich habe weiter Bock auf das Gezicke? Lass uns weiter reiten.«

Gesagt, getan. Da sind wir Männer einfach ein wenig pragmatischer. Trotzdem mache ich mir Gedanken, ob sie am Stall ankommt. Zum Glück war Kira wirklich ein tolles Pferd. Solange sie den Weg fand, würde nichts passieren. Und wenn doch, war es ihr unter Umständen mal eine Lehre. Oder auch nicht.

Ich hab definitiv keine Lust zum Stall zurück. Die scheiß Gluckenparty ist ja wieder im vollen Gange.

53. Niki

Als ich am Hof ankomme, stehen diese Tussen zusammengepfercht und tuscheln. Kopfschüttelnd will ich an ihnen vorbei. Kurz zügle ich Kira, weil ich Gockels Namen gehört habe.

Nein, du mischst dich da nicht ein, es ist seine Sache!

An der Box steht Felix. »Du bist angekommen.«

»Sieht so aus.«

»Du bist eine Furie, ist dir das klar, dass du damit keine Freunde gewinnst.«

»Sorry, aber wenn ihr die Wahrheit nicht verträgt, kann ich nichts dafür. Mal ehrlich, du bist süß, aber ich will einfach Ruhe haben und nicht bla bla.«

»Du verwirrst mich, ist dir das klar?«

»Weil ich ehrlich bin, weil ich nicht so ne Tussi bin? Entschuldige, aber ich bin sechzehn und in spätesten einem halben Jahr, werde ich keinen von euch wieder sehen. Von daher, ja ich weiß, wie ich bin.« Ich sattle Kira ab.

»Warum?«

»Was warum?«

»Na, wieso sehen wir uns dann nicht mehr?«

Ich blicke zu ihm. Warum verletzt mich das, dass er mich das fragt? Ohne darauf zu antworten, nehme ich der Stute das Geschirr ab.

»Dominique, rede mit mir.«

»Was bringt es?«

»Vielleicht, dass man versteht, warum du so bist?« Er nimmt mir die Sachen von Kira ab. »Also rede!«

Ich verdrehe meine Augen. »Du willst wissen, warum ich so bin?«

Er nickt.

»Weil ich keine Lust habe, ständig Anschluss zu suchen. Weißt du, wie es ist, seit dem Kindergarten alle drei bis sechs Monate die Neue zu sein? Ständig bla, wo kommst du her und so ein Mist. Ich will meine Ruhe haben, weil weißt du, was passiert, wenn man sich auf Menschen ein lässt und Beziehungen aufbaut?«

»Beziehungen?«

Ich verdrehe die Augen. »Man vermisst sie, wenn man wieder, woanders hinzieht, und darauf habe ich keine Lust.«

»Manchmal«, sagt er, »ist jemand es wert, über seinen Schatten zu springen.«

Seufzend gehe ich aus der Box. Toll, hat jetzt der Gockel alles mit angehört?

54. Simon

Ich sehe sie nur schweigend an. Sie tut mir leid. Auch wenn mir diese elendige Zickerei tierisch auf den Nerv geht. Doch nun kann ich sie verstehen. Wenn ich so ein Leben hätte, würde ich mir auch keine Freunde mehr suchen. Da wird man ja irre bei.

Wieder einmal fällt mir auf, dass ich es mit meinen Eltern gar nicht so schlecht getroffen hatte. Gut, mit meinem Vater. Ich wende mich ab und geh zu Faible. Schweigend putze ich sie. Stoff zum Nachdenken ist scheiße. So richtig.

»Simon.«

Ich sehe auf und mir entgleitet alles. »Was willst du hier?«

»Du reagierst null auf meine Anrufe oder Nachrichten.«

»Ach und das wundert dich?« Ich hebe den Sattel auf Faibles Rücken und befestige den Gurt. Ruhig bleiben, dein Pferd kann nichts dafür. »Ich finde es schade. Immerhin bist du mein Sohn.«

»Oh Wahnsinn. Das fällt dir nach wie viel Wochen ein?«

»Simon …«

»Ne, nix Simon. Mach Platz und lass mich durch. Hättest du dir vielleicht mal vorher überlegen sollen, dass du ein Kind hast und nicht einfach so tun, als wäre er nicht vorhanden. Spring ins Bett deines neuen Mackers und lass mich in Ruhe. Ich habe keine Mutter mehr.«

Damit führte ich mein Pferd aus der Box. Dominique starrte mich an.

»Kein Wort, sonst eskaliere ich«, zische ich und gehe vorbei. Schnell sitze ich auf und reite in den Wald. Nun kann ich atmen. Und vielleicht auch heulen.

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